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Führen in Krisensituationen – Teil 1: Das Umfeld steuern


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Foto von Elena Popova auf Unsplash


In einem meiner letzten Beiträge habe ich das Thema Führen in Krisensituationen eingeführt und drei Ebenen wirksamer Führung benannt. Heute steigen wir in die erste Ebene – das Steuern des Umfelds – ein.


Wer sein Umfeld steuert, erlebt sich nicht als Spielball der Umstände. Er oder sie findet konkrete Ansatzpunkte, um handlungsfähig zu bleiben – auch dann, wenn Druck, Unsicherheit und Veränderungen gleichzeitig wirken. Das Umfeld bewusst zu steuern, bedeutet: den Überblick behalten, Prioritäten setzen und Einfluss nehmen, anstatt nur zu reagieren.


Gerade in schwierigen Veränderungskrisen zeigt sich: Führungskräfte, die ihr Umfeld systematisch analysieren und aktiv gestalten, bleiben wirksam. Zwei Methoden sind dafür besonders hilfreich:


1. Die Stakeholder-Analyse – Klarheit über Einfluss und Interessen

In Krisen und Veränderungsphasen verschiebt sich das Umfeld von Führungskräften spürbar:


  • Es entstehen neue Erwartungen von außen.

  • Stakeholder greifen aktiver ein – oft ungeplant oder unkoordiniert.

  • Neben dem Tagesgeschäft kommen zusätzliche Anfragen, Wünsche und Aufträge.


Die Gefahr: Wer hier einfach alles aufnimmt, verliert schnell den Überblick.

Die Stakeholder-Analyse schafft Orientierung:


  1. Alle Stakeholder sammeln – auf einem Flipchart, Miro-Board oder großem Blatt Papier.

  2. Nähe oder Distanz verorten – Wie nah stehen sie mir und meinen Themen?

  3. Haltung einordnen – positiv, neutral, kritisch.

  4. Hauptinteressen ergänzen – Was treibt sie an?


So entsteht ein klares Bild:


  • Key Stakeholder werden sichtbar – also Personen, die ich aktiv an mich heranholen sollte.

  • Zeitfresser fallen auf – Stakeholder, mit denen ich mich vielleicht zu stark beschäftige, obwohl sie wenig entscheidend sind.

  • Überschneidungen von Interessen zeigen, wo Allianzen möglich sind.


Die Analyse hilft nicht nur, Prioritäten zu setzen. Sie macht auch sichtbar, wo gezielte Kommunikation und Einflussnahme notwendig sind.


2. Die Zielmatrix – eigene Klarheit gewinnen

Um das Umfeld zu steuern, reicht es nicht, nur die Interessen anderer zu kennen. Ebenso wichtig ist die Frage: Was will ich eigentlich?

Gerade in Krisensituationen verschwimmen oft die eigenen Prioritäten. Der operative Druck nimmt überhand, während strategische Ziele in den Hintergrund geraten. Hier hilft die Zielmatrix:


  1. Alle Ziele sammeln – kurz- und langfristig.

  2. In die Matrix einordnen:


Allein diese Reflexion bringt Klarheit:


  • Wo habe ich klare Vorstellungen, wo gibt es blinde Flecken?

  • Bin ich zu stark im kurzfristig-operativen Modus gefangen?

  • Oder habe ich vielleicht eine langfristige Vision, aber noch keinen Plan für die operative Umsetzung?

  • Welche Ziele möchte ich bewahren, welche erreichen, welche schützen und welche bewusst verändern?


Die Zielmatrix wird so zu einem Spiegel: Sie zeigt, ob deine Kräfte an den richtigen Stellen eingesetzt sind – und ob du die Balance zwischen kurzfristigem Handeln und langfristiger Ausrichtung hältst.


3. Agilität bewahren – Lernen im Prozess

Krisen verlaufen selten linear. Deshalb gehört zur Umfeldsteuerung auch die Fähigkeit, regelmäßig zu überprüfen und nachzujustieren.

Hilfreich sind Retrospektiven – allein oder im Austausch mit Kollegen. Leitfragen dabei sind:


  • Was hat funktioniert?

  • Was nicht?

  • Was habe ich gelernt und wie passe ich meine Strategie an?


Dieses kontinuierliche Lernen sorgt dafür, dass die Stakeholder-Analyse und die Zielmatrix nicht als einmalige Übungen verpuffen, sondern zu einem lebendigen Steuerungsinstrument werden.


Fazit – Umfeldsteuerung als erste Führungsebene

Das Umfeld aktiv zu steuern, ist die Grundlage wirksamer Führung in Drucksituationen.


  • Die Stakeholder-Analyse schafft Klarheit, mit wem du dich wie beschäftigen solltest.

  • Die Zielmatrix gibt dir Orientierung über deine eigenen Schwerpunkte.

  • Regelmäßige Anpassung stellt sicher, dass du auch in unsicheren Zeiten handlungsfähig bleibst.


 
 
 

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