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Die Frage der Verantwortung





Vor kurzem wurde ich für einen scheinbar einfachen Auftrag angefragt, bei dem es darum ging, die Verantwortlichkeiten und Aufgaben in einem Projekt zu klären. „Wir müssen nur einmal kurz klarstellen, wer denn in unserem Großprojekt was macht, das sollte aber relativ schnell gehen. Ist ja eine recht nüchterne Fragestellung.“ – so das Eingangsstatement. So einfach war es dann doch nicht.


Dazu sei gesagt, dass die Verteilung von Verantwortlichkeiten und Aufgaben häufig alles ist, aber keine nüchterne Sache. Was so scheinbar rational auf der Sachebene diskutiert werden soll, berührt meistens ganz zentrale Fragen in einer Organisation: Wer ist befugt zu was, wo hört der eine Tanzbereich auf und fängt der andere an, wer berichtet an wen und wer hält den Kopf hin wenn es schief geht? Klingt ganz schön unagil? Ist es auch – führt aber nicht an der Tatsache vorbei, dass solche Machtfragen (um es mal auf den Punkt zu bringen) in vielen Organisationen relevant aber auch häufig unausgesprochen sind. Die zentralste Machtfrage ist allerdings meistens auch die banalste: Was ist eigentlich das Ziel des Projekts? Nicht selten steckt hier schon die eigentliche Crux des Themas: Das die Beteiligten um Verantwortlichkeiten ringen, ohne dass unter den Beteiligten Einigkeit zu den Zielen besteht. Manchmal ist diese Unklarheit auch ein zentrales Motiv im Ringen um die Verantwortung: Wer für das Projekt verantwortlich ist, kann auch die Zielrichtung beeinflussen.


Das alles ungeklärt zu lassen ist für die Umsetzung eines Projektes nicht zieldienlich, im schlimmsten Fall sabotieren verdeckte Konflikte sogar ein Projekt. Je früher also Differenzen und widerstrebende Interessen transparent und damit besprechbar gemacht werden, umso besser.


In dem konkreten Beispiel tat sich nach dem Hinterfragen der Projektziele tatsächlich eine große Differenz im Verständnis der Projektziele auf. Und hier eine tragfähige Einigung zu erzielen war dann doch keine so kurze Sache und dauerte einen vollen Tag. Aber nachdem eine Atmosphäre der Offenheit erreicht wurde und so ein Grundvertrauen geschaffen wurde, das alle nun das gleiche Ziel verfolgen waren die Fragen zu Aufgaben und Verantwortlichkeiten wiederum recht zügig geklärt.


Wie sind Eure Erfahrungen bei der Klärung von Verantwortung?

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