Zu dem Thema Leadership gibt es viele Theorien und Ansätze – viele davon sind allerdings nicht wissenschaftlich fundiert. Abhilfe schaffen kann hier der Blick auf die evolutionäre Psychologie. Die evolutionäre Psychologie ist ein Forschungsansatz, der menschliches Verhalten und Denken als Anpassungen betrachtet, die sich durch natürliche Selektion entwickelt haben, um die Herausforderungen unserer Vorfahren in ihrer Umwelt zu bewältigen. Das Problem ist nur, dass sich unsere Umwelt schneller entwickelt hat, als unsere Anpassungsfähigkeit. Wir sitzen also heute in Meetings und Büros, während unsere psychologischen Mechanismen sich so verhalten, als ob wir uns noch in der Savanne befinden.
Ein faszinierendes Experiment zeigt, wie tief verwurzelt unsere Instinkte für Gefolgschaft sind:
Im Solomon-Asch-Konformitätsexperiment wurden Teilnehmer aufgefordert, die Länge von Linien zu vergleichen. Obwohl die richtige Antwort offensichtlich war, schlossen sich viele der Mehrheit an, selbst wenn diese falsch lag. Warum? Weil unsere Vorfahren, die den Gruppeninstinkten folgten, überlebten. „Alleine jagen“ bedeutete in der Savanne oft den Tod.
Heute stehen wir in der modernen Arbeitswelt vor ähnlichen Herausforderungen. Der Instinkt, sich der Mehrheit anzuschließen oder einem dominanten Anführer, prägt nach wie vor Entscheidungen – oft unbewusst. Die aktuelle politische Situation gibt uns gerade genug Beispiele dafür. Dabei ist es gerade in komplexen Situationen nicht hilfreich wie auf dem Bild einfach mit im Chor zu singen und in eine rasche Mehrheitsentscheidung zu gehen. Vielmehr hilft es, dem Meinungsspektrum in der Gruppe Raum zu geben, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Das muss man um des guten Ergebnisses willen aushalten können – gerade als Führungskraft.
Wirksame Führungsmethoden helfen also zu erkennen, was die Fallen sind, in die uns unser evolutionäres Erbe uns manchmal schicken möchte und umschifft diese.
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