Macht hat im deutschen Sprachgebrauch und im Leadership-Kontext häufig eine negative Konnotation. Aber ob man die Bezeichnung mag oder nicht: Umsetzungs- und Wirkungsmacht ist notwendig, um Aktivitäten und Veränderungen in Organisationen umzusetzen
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Ohne die Verfügungsberechtigung über Ressourcen und/oder Menschen läuft halt nichts. Wem man diese Macht in Organisationen gibt, ist eine Frage der Struktur: Man kann Macht komplett zentralistisch und streng hierarchisch organisieren oder im anderen Extrem komplett dezentralisiert und im Rahmen von Selbstorganisation in die Hände der Mitarbeitenden legen.
Die meisten Organisation bewegen sich irgendwo zwischen diesen beiden Polen.
Spannend ist vor allem wie Macht ausgeübt wird. Um eine Organisation hinsichtlich ihrer Machtausübung einzugruppieren, kann man diese 4 Felder-Matrix nutzen.
Auf der horizontalen Achse beantwortet man die Frage, ob Macht mit hoher Zielorientierung und Tatkraft eingesetzt wird. Oder sind Ziele unklar bzw. herrscht wenig Wille tatsächlich Umsetzungen anzugehen? Dominiert ggf. auch Scheu vor Machtanwendung?
Auf der vertikalen Dimension geht es um die Frage, ob es auch einen ethischen Kompass gibt der Machtausübung kanalisiert. Oder ob Ethik eher unterentwickelt ist und Egoismus bzw. Radikalität vorherrscht.
Wenn Ethik und Tatkraft niedrig entwickelt ist bewegt sich ziemlich wenig. Es herrscht ein großer Egoismus und wenig Willen etwas zu ändern. Hier klagen zwar alle, aber keine kommt ins Machen. Ein klassischer Fall von Schlendrian.
Bei niedrig entwickelter Ethik und hoch ausgeprägter Tatkraft kommt es häufig zu Machtmissbrauch. Hier „heiligt der Zweck die Mittel“. Die Machtausübung und der scheinbare Erfolg verdrängt jegliches ethische Hinterfragen.
Eine sehr hohe Ethik bei wenig ausgeprägter Umsetzungsstärke führt zu hohem Bürokratismus. Bei viel Aufwand kommt wenig heraus. Langanhaltender Frust in dieser Dimension führt nicht selten dazu, dass die Ethik als das Problem gesehen wird, anstatt an der Umsetzungsstärke zu arbeiten.
Idealerweise befindet man sich in einem Umfeld in der eine stark entwickelte Ethik eine hohe Tatkraft rahmt und kanalisiert. Hier steht das gemeinsame Ziel im Vordergrund, was wirksam erreicht wird und durch die Wirksamkeit attraktiv ausstrahlt. Ziel sollte dieser Quadrant sein. Um diesen zu erreichen, kann die 4-Felder Matrix einem eine schnelle Indikation geben, wo der dringendste Handlungsbedarf in einer Organisation herrscht: Bei der Ethik oder der Tatkraft. Dann kann man mit den Mitteln der Organisationsentwicklung dort ansetzen.
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